Gewerbeimmobilien und Solaranlagen, eine Kombination, die in Deutschland immer beliebter wird. Gerade wenn die Gebäude vermietet, oder die Dächer verpachtet werden, haben Betreiber von Solaranlagen eine gute Möglichkeit, den Solarstrom wirtschaftlich an die Mieter zu verkaufen.
Damit es für Immobilienbesitzer und PV Contractoren noch einfacher wird das Modell „Mieterstrom/Onsite-PPA“ umzusetzen, gibt es nun ein neues Messkonzept, das auf dem Konzept eines „virtuellen Summenzählers“ beruht. Was dahintersteckt und wie Betreiber dieses Konzept umsetzen können, erklären wir in diesem Artikel.
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Virtueller Summenzähler: Was steckt dahinter?
Ein virtueller Summenzähler ist Teil des neuen Messkonzeptes „Virtuelles Summenzählermodell“, das im Bereich Mieterstrom/Onsite-PPA zunehmend an Bedeutung gewinnt. Im Gegensatz zu herkömmlichen physischen Zählern werden bei einem virtuellen Summenzähler Netzbezug und Netzeinspeisung anhand der Verbrauchs- und Erzeugungswerte berechnet, die an anderen Messstellen, wie den sogenannten Unterzählern der Mieter/Verbraucher und dem PV-Erzeugungszähler, erfasst werden.
Nutzen Anbieter von Mieterstrom/Onsite-PPAs ein Messkonzept mit einem virtuellen Summenzähler, ist kein physisches Messgerät am Netzverknüpfungspunkt erforderlich. Stattdessen legen Betreiber in ihrem Messkonzept ein Rechenmodell fest, aus dem die Werte hervorgehen, die ein physischer Summenzähler am Netzverknüpfungspunkt messen würde. Eine Voraussetzung dafür ist allerdings, dass alle Strommengen über intelligente Messsysteme (iMSys) oder registrierende Leistungsmessung (RLM) erfasst werden, die den Verbrauch und die Erzeugung viertelstündlich messen.
Für welche Versorgungsmodelle eignet sich das virtuelle Summenzählermodell?
Im Rahmen einer Vollversorgung ersetzt der virtuelle Summenzähler den in der Vergangenheit notwendigen physischen Summenzähler am Netzverknüpfungspunkt. Auch das Versorgungsmodell der Teilversorgung bzw. Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung (GGV) kann parallel zum virtuellen Summenzähler ohne physischen Übergabezähler realisiert werden, man spricht dann jedoch meist nicht von einem virtuellen Summenzähler.
Die folgende Grafik zeigt, wie ein Mieterstrom-/onsite-PPA-Modell mit Vollversorgung mithilfe des Messkonzepts „virtueller Summenzähler“ umgesetzt werden kann. Dabei versorgt die Photovoltaikanlage die unterschiedlichen Verbraucher innerhalb des Gebäudes mit Solarstrom. Der überschüssige Solarstrom, also jener, welcher nicht vor Ort verbraucht wird, wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Stromverbrauch, der nicht durch die Solaranlage gedeckt werden kann, wird über den Mieterstrom-/onsite-PPA-Anbieter aus dem öffentlichen Netz bezogen.
Der Zähler ZE misst die Erzeugung und den Stromverbrauch der Solaranlage. Die Zähler Z1, Z2 etc. messen den Strombezug der Verbraucher. Alle rot umrandeten Zähler sind bilanzierungsrelevant und werden von einem Messstellenbetreiber (MSB) betrieben. Der Zähler vSZ ist der virtuelle Summenzähler, dessen Werte anhand der untenstehenden Formeln berechnet werden.
Was sind die Vorteile des virtuellen Summenzählers?
Weniger Kosten und Aufwand
Ein physischer Zähler, einschließlich der nötigen baulichen Maßnahmen wie der Errichtung eines neuen Wandlerschrankes durch eine Fachkraft, kann mehrere tausend Euro kosten. Mit dem Wegfall eines physischen Summenzählers können Anlagenbetreiber ihre Installationskosten erheblich reduzieren. Diese Kosten entfallen beim virtuellen Summenzähler komplett, wodurch die Rentabilität von Onsite-PPA-/Mieterstromprojekten, insbesondere in kleineren Gewerbeimmobilien, gesteigert wird.
Mieterwechsel einfach umsetzbar
Der virtuelle Summenzähler erleichtert den Umgang mit mehreren Mietern, wenn einige Mieter Mieterstrom beziehen und andere nicht. Der Wechsel von Mietern in und aus dem Mieterstrommodell bzw. Onsite-PPA wird deutlich vereinfacht, da in der Regel keine physischen Änderungen an der Zählerinfrastruktur notwendig sind.
Präzisere Daten für alle
Herkömmliche physische Summenzähler messen oft nur den Jahresverbrauch. Da eine Voraussetzung für das virtuelle Summenzählermodell ist, dass Verbrauch und Erzeugung viertelstündlich gemessen werden, erhalten Messstellen- und Netzbetreiber genauere Informationen darüber, wann Strom eingespeist oder aus dem Netz entnommen wird. Dadurch ist es einfacher, auf die wachsenden Anforderungen an die Regulierung des Stromnetzes zu reagieren.
Virtuelles Summenzählermodell: Was gibt es zu beachten?
Nur in der Niederspannung möglich
Das virtuelle Summenzählermodell kann nur bei einem Niederspannungsanschluss der Liegenschaft eingesetzt werden, da in der Mittelspannung die Netzbetreiber in der Regel auf einen physischen Summenzähler bestehen.
Betrieb der Unterzähler durch den MSB
Bei einer Vollversorgung kann der Mieterstrom-/Onsite-PPA-Anbieter die Stromzähler der teilnehmenden Mieter selbst betreiben, sofern am Netzverknüpfungspunkt ein physischer Summenzähler installiert ist. Dies ist beim virtuellen Summenzählermodell nicht möglich, da die Messwerte aus den Verbrauchszählern direkt in die Berechnung der ins Netz eingespeisten bzw. aus dem Netz bezogenen Strommengen einfließen.
Da diese Strommengen markt- und bilanzierungsrelevant sind (so ist z. B. die eingespeiste Strommenge Grundlage für die EEG-Vergütung durch den Netzbetreiber), ist es notwendig, dass alle Verbrauchs- und der Erzeugungszähler von einem Messstellenbetreiber (MSB) betrieben werden.
Gesetzliche Vorgaben zur Messtechnik
Der Gesetzgeber hat das virtuelle Summenzählermodell im Gesetzestext (§ 20 Abs. 1d EnWG) explizit mit der Messtechnik intelligenter Messsysteme (iMSys) verknüpft. Einige Netzbetreiber bestehen darauf, dass virtuelle Summenzählermodelle nur in Verbindung mit iMSys möglich sind. Dabei erfüllen RLM-Zähler zwar genau den gleichen Leistungsumfang, ob diese auch verwendet werden können, ist abhängig von der Interpretation des zuständigen Verteilnetzbetreibers.
Virtuelle Summenzähler vereinfachen die Umsetzung von Mieterstromprojekten
Zusammenfassend bietet das virtuelle Summenzählermodell eine zukunftsweisende und kosteneffiziente Alternative zur herkömmlichen physischen Messung bei Mieterstrom-/Onsite-PPA-Projekten in Gewerbeimmobilien. Anbieter von Mieterstrom müssen allerdings die technischen Voraussetzungen und gesetzlichen Vorgaben genauestens beachten, um die Vorteile dieses Modells voll ausschöpfen zu können.
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