Negative Strompreise: 5 Lösungen für Anlagenbetreiber

geschrieben von
Paulina Würth
und

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Erste Veröffentlichung am
12.1.25
aktualisiert am
13.1.25
Wolken spiegeln sich in einer PV-Anlage.
© gyn9038 – Getty Images
Inhalt

Es bleibt spannend am Strommarkt. Nach den niedrigen Strompreisen während der Corona-Pandemie, den hohen Strompreisen nach dem Einfall Russlands in die Ukraine sehen wir nun den nächsten Trend: Negative Strompreise.

In diesem Artikel möchten wir erklären, wie negative Strompreise entstehen, welche Konsequenzen sie für Betreiber von Wind- und Solaranlagen haben und welche Möglichkeiten Anlagenbetreiber haben, ihre Geschäfte anzupassen.

Negative Strompreise wurden bereits 2008 an der EPEX zugelassen. Bereits damals zeichnete sich ab, dass auch Preise kleiner als 0 Euro pro Megawattstunde von den Stromerzeugern angeboten werden müssen. Seitdem traten sie regelmäßig, aber in kleinen Mengen auf.

Der Lockdown aufgrund von Covid-19 trug 2020 schließlich dazu bei, dass die Anzahl an Stunden mit negativen Strompreisen einen neuen Höchstwert erreichte. Auf das Ende des Lockdowns folgte jedoch der russische Angriffskrieg und sorgte dafür, dass die Strompreise in die Höhe schossen und negative Strompreise in den Hintergrund rückten (vgl. Grafik 1).

Grafik 1: Summe der Stunden mit negativen Strompreisen 2014 bis 2024, Quelle: Statista.com

Seit 2019  hatte sich aber auch im Bereich der Stromproduktion einiges getan: Der Ausbau der erneuerbaren Energien ging vor allem im Bereich der Solaranlagen wieder mit großen Schritten voran (vgl. Grafik 2).

Grafik 2: Installierte PV-Leistung in Deutschland, 2000 bis 2023. Quelle: echtsolar.de

Das führte zu zwei Änderungen: Nachdem sich die Strompreise wieder normalisierten gab es erst 2023 und dann 2024 jeweils ein Rekordhoch an Stunden mit negativen Strompreisen (301 Stunden und 457 Stunden). Zum anderen hat der Anteil an PV-Strom in Zeiten mit negativen Strompreisen stark zugenommen (vgl. Grafik 3).

Grafik 3: Anteil an Wind- und PV-Strom zu Zeiten mit negativen Strompreisen, 2018-2024. Quelle: ffe.de

Damit fielen in 2023 und 2024 auch deutlich mehr Stunden mit negativen Preisen in die Sommermonate. Zuvor traten sie mehrheitlich in den Wintermonaten auf (vgl. Grafik 4).

Grafik 4: Aufteilung der Stunden nach den Jahreszeiten, 2017 bis 2023. Quelle: BHKW-Infozentrum

Wie betreffen negative Strompreise Betreiber von EE-Anlagen?

Nun könnte man meinen, dass dieses Thema für Betreiber von Wind- und PV-Anlagen unerheblich ist. Schließlich erhalten sie dank der EEG-Förderung einen garantieren Mindestpreis für ihren Strom. Allerdings macht hier schon seit 2016 das EEG einen Strich durch die Rechnung. Erst als § 24 EEG wurde das Gesetz 2017 angepasst und regelt nun unter § 51 die Verringerung des Zahlungsanspruchs bei negativen Spotmarktpreise in der Day-Ahead-Auktion an der Strombörse.

Seit 2017 haben sich die Zeiträume von 6 über 4 Stunden hin zu einer gleitenden Regelung verkürzt und die installierte Leistung, ab der Anlagen von der Regelung betroffen sind abgesenkt. In der Folge steigt die Anzahl der betroffenen Anlagen seither rapide. Seit der Novellierung des § 51 im EEG 2023 gilt, dass Anlagen über 400 kWp keine EEG-Förderung erhalten, wenn die Strompreise ins Negative fallen.

Für 2023 galt dies für die Dauer von mindestens vier aufeinanderfolgenden Stunden, in den Jahren 2024 und 2025 für die Dauer von mindestens drei aufeinanderfolgenden Stunden, im Jahr 2026 für die Dauer von mindestens zwei aufeinanderfolgenden Stunden und ab dem Jahr 2027 für die Dauer von mindestens einer Stunde.

In 2024 wurden damit bereits für insgesamt 426 Stunden des Jahres keine EEG-Förderung gezahlt, da hier die negativen Strompreise in drei oder mehr aufeinanderfolgenden Stunden auftraten (vgl. Grafik 5).

Grafik 5: Aufteilung der Stunden mit negativen Strompreisennach aufeinanderfolgenden Stunden, 2019 bis 2024. Quelle: node.energy

Für die nächsten Jahre ist absehbar, dass sowohl die Anzahl an Stunden mit negativen Preisen als auch der Anteil an aufeinanderfolgenden Stunden mit negativen Strompreisen steigen wird , da der Ausbau von EE-Anlagen weiter geht und unter anderem aufgrund gesetzlicher Ausbauziele sogar beschleunigt wird.

Da die negativen Stunden besonders oft in den sonnenreichen Monaten zwischen Mai und Ende Oktober aufgetreten sind, ist dies für Betreiber von PV-Anlagen ist das erstmal keine gute Nachricht. Zwar sind PV-Anlagen nach wie vor eine wirtschaftliche Option der Stromerzeugung, doch in den nächsten Jahren wird das Geschäftsmodell der Volleinspeisung für sie auf den Prüfstand gestellt werden.

Doch wie genau sind wir an diesem Punkt angekommen? Und vor allem: was können Betreiber nun tun? Um letzteres beantworten zu können, betrachten wir in diesem Artikel, wie negative Strompreise entstehen und basierend darauf, welche Lösungen und Optionen es für Betreiber von PV- und Windanlagen gibt.

Negative Strompreise: so entstehen sie

Negative Strompreise entstehen einfach gesagt dann, wenn mehr Strom angeboten wird, als verbraucht werden kann. Die Marktmechanismen dahinter, die zu einem Überangebot führen, sind wiederum vielfältig und miteinander verwoben. Hier zeigen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Gründe auf.

EEG-Förderung

Die EEG-Förderung garantiert einen Mindestpreis für erneuerbaren Strom, unabhängig von den tatsächlichen Preisen an der Börse. Dies führt dazu, dass Anlagenbetreiber bzw. ihre Direktvermarkter immer dazu motiviert sind, Strom zu erzeugen und einzuspeisen, unabhängig davon, ob so ein Überangebot entsteht. Gleichzeitig garantierte sie auch, dass es immer rentabel ist in neue EE-Anlagen zu investieren und den Ausbau zu beschleunigen.

Verbrauchsorientierter Strommarkt

Der Strommarkt ist historisch bedingt ein verbrauchsorientierter Strommarkt. Das bedeutet, dass die Stromerzeugung an den zu erwartenden Verbrauch ausgerichtet ist. Mit dem EEG wurde den erneuerbaren Energien eine Brücke in eine nach fossilen Regeln funktionierende Energiewelt gebaut und damit die Chance verpasst, den Strommarkt an die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien anzupassen.

Denn Wind und Sonne richten sich nicht nach den Bedürfnissen der Verbraucher. So laufen Erzeugung und Verbrauch oft asynchron zueinander. Das Resultat: viel Erzeugung bei geringem Verbrauch und vice versa. Wo ein Überangebot auf geringe Nachfrage trifft, sinken auch die Preise. Mit dem starken Zuwachs an installierter PV-Leistung in Deutschland über die letzten 5 Jahre, macht sich dies nun an den Handelspreisen am Strommarkt bemerkbar.

Fossile Energieträger

Fossile Energieträger, wie Kohle- und Gaskraftwerke, haben im Moment noch eine wichtige Funktion im Strommarkt, sie stellen die Grundlast bereit und fungieren oft als Bereitsteller von Primär-, Sekundär- und Minutenregelleistung.

Gleichzeitig ist es gerade bei Kohlekraftwerken technisch aufwendig und finanziell unrentabel, sie für eine oder mehrere Stunden am Stück herunter- und wieder hochzufahren. Dadurch erzeugen sie Strom auch an Tagen, an denen der gesamte Verbrauch von erneuerbaren Energien gedeckt werden könnte. Bis 2019 waren sie auch der Haupttreiber für negative Strompreise, wie die Bundesnetzagentur in ihrem Bericht zur Mindesterzeugungsleistung angibt.

Zubau von unregelbaren (PV)-Anlagen

Das EEG gibt vor, dass PV-Anlagen aber einer Größe von 100 kWp fernsteuerbar sein müssen. Das bedeutet, dass der Direktvermarkter ihre Produktion reduzieren oder ganz abschalten kann, wenn es absehbar ein Überangebot an Strom gibt und die Preise damit ins Negative fallen. Betreiber von Anlagen mit einer Leistung unter 100 kWp sind nicht dazu verpflichtet, die Fernsteuerbarkeit ihrer Anlagen zu gewährleisten.

Laut dem Marktstammdatenregister sind seit dem 01.01.2020 über 790.000 PV-Anlagen mit einer installierten Leistung zwischen 10 und 100 kWp in Betrieb gegangen. Über die letzten 5 Jahre sind damit mehr als 12,8 GW (netto) zusätzliche Leistung zur Stromerzeugung dazugekommen, die nicht abgeregelt werden kann. Diese Anlagen werden ihren erzeugten Strom immer ganz, oder teilweise, falls es eine Eigenverbrauch- oder Mieterstromanlage ist, einspeisen.

Dies stellt besonders Direktvermarkter, die auch die Rolle des Bilanzkreisverantwortlichen innehaben, vor ein Problem: sie werden diesen Strom in ihrem Bilanzkreis haben. Übersteigt dieser den dort geplanten Verbrauch müssen sie ihn loswerden, auch wenn das bedeutet, ihn zu negativen Preisen anzubieten. Dies ist besonders prekär, da gerade PV-Anlagen dazu tendieren, alle zur selben Zeit einzuspeisen, die dabei meist noch mit einem niedrigen Verbrauch zusammenfällt.

In kleinen Mengen gehören zu den nicht regelbaren EE-Anlagen auch ältere Windkraftanlagen, die aus technischen Gründen nur sehr selten abgeregelt werden sollten.

Zahlen Anlagenbetreiber, wenn der Strompreis negativ ist?

Ja. Bei einem negativen Strompreis erhält tatsächlich der Käufer, der direkt an der Börse einkauft, zusätzlich zum Strom den angegebenen Betrag pro MWh. Anlagenbetreiber wiederum müssen den genannten Preis pro MWh zahlen, für den Strom, den sie verkaufen. Die Zahlungsaufforderung erhalten sie in der Regel von ihrem Direktvermarkter.

Was können Anlagenbetreiber gegen negative Strompreise tun?

Was also können Betreiber tun? Wie auch die Gründe für die negativen Preise gibt es mehrere Möglichkeiten darauf zu reagieren. Einige davon haben Anlagenbetreiber selbst in der Hand, bei anderen muss die Politik oder „der Markt“ regeln.

Bewusstsein schaffen und Erlöse überprüfen

Da es erstmal so aussieht, dass Stunden mit negativen Strompreisen nicht nur dableiben, sondern sogar zunehmen werden, ist es wichtig, dass Anlagenbetreiber ein Bewusstsein dafür entwickeln und ihre Geschäftsmodelle entsprechend anpassen. Es wird in Zukunft wichtig sein, die Erlöse genauer zu betrachten, damit geringere Erlöse und Zahlungen aufgrund von negativen Strompreisen nicht überraschend sind.

Noch sind wir davon entfernt, dass negative Strompreise die Rentabilität von EE-Anlagen infrage stellen, dennoch gibt es bereits erste Banken und Investoren, die eine genauere Kostenaufstellung verlangen, in der auch negative Strompreise mit einbezogen sind, bevor sie den Bau weiterer Anlagen finanzieren.

Intelligent speichern

Stromspeicher sind unbestritten ein Faktor der Energiewende, der leider noch zu kurz kommt und in Zukunft einen wichtigen Part zur Umstellung auf 100 % erneuerbare Energien spielen wird. Doch auch aus kaufmännischer Sicht machen sie schon heute Sinn. Gerade bei PV-Strom lohnt es sich, überschüssig erzeugten Strom zu speichern oder zur Herstellung von Wasserstoff zu verwenden.

Hier kommt allerdings das Aber: PV-Anlagenbetreiber, die bereits Speicher nutzen, haben bereits die Erfahrung gemacht, dass diese oft gefüllt sind, bevor die negativen Preise ihren niedrigsten Stand erreichen und daher den Ausfall der EEG-Vergütung nicht abfangen können. Damit Speicher zielgerichtet den Anlagenbetreiber vor negativen Preisen schützen kann, müssen sie intelligent betreiben werden. So macht es etwa Sinn, sie erst zur Mittagsstunde laden zu lassen und nicht bereits, wenn die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont wandern.

Neue Vermarktungsformen wählen

Der Verkauf von Strombörse ist nicht der einzige Weg, um grünen Strom zu verkaufen. Im Rahmen eines Power Purchase Agreements (PPA) lässt sich grüner Strom zu festen Preisen direkt an Verbraucher verkaufen. Bei Solardachanlagen kann dies zum Beispiel im Rahmen eines On-site PPAs geschehen, in dem der Strom an Mieter des Gebäudes verkauft wird.

Für Dachanlagen aber auch PV-Parks und Windkraftanlagen ist es möglich, den Strom an Verbraucher in ganz Deutschland im Rahmen eines Off-site PPAs zu verkaufen. In den meisten Fällen wird dabei der gesamte Strom vom Verbraucher abgekauft. Damit erhalten Anlagenbetreiber einen positiven Festpreis, unabhängig davon, welche Preise am Strommarkt gehandelt werden.

Flexible Direktvermarktungsverträge

Eine weitere Option ist, die Direktvermarkter mehr in die Pflicht zu nehmen. So können Direktvermarktungserträge zum Beispiel Klauseln enthalten, durch die der Direktvermarkter auch bei negativen Strompreisen und dem resultierenden Wegfall der EEG-Förderung den Anlagenbetreibern eine Mindestvergütung zahlen muss.

Einsatz für neue Regeln

Auch auf politischer und wirtschaftlicher Ebenen kann einiges getan werden, damit negative Strompreise keine Möglichkeit haben, die Energiewende auszubremsen. So macht es etwa Sinn, dass auch kleinere PV-Anlagen fernsteuerbar sind und von den Direktvermarktern abgeregelt werden können. Außerdem müssen endlich auch die restlichen fossilen Energieerzeuger vom Netz genommen werden.

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